Spargelernte ist Knochenarbeit: Wer schlechte Knie hat, braucht damit erst gar nicht anzufangen. (Bild: Gerhard Götz) |
Mit schweren Schritten messen die Frauen und Männer die wadenhohen, akkurat aufgehäuften Erdwälle, in denen der Spargel wächst, ab. Die Fachleute unter den Spargelstechern erahnen bereits die Spitze, noch bevor sie die letzten Millimeter Erde durchbricht.
Sie beugen sich tief zu jedem Riss, zu jeder Erhebung im plattgestrichenen Sand. In Gummihandschuhen, mit Zeige- und Mittelfinger durchwühlen sie die Erde um den erhofften weißen Spross herum. Die eine Hand schaufelt eine Höhle aus, die andere schützt die kostbare Spitze. Ein rascher Stich. Die Spargelstange wandert in den Korb. Das Loch wird zugeschoben und schon streift der Blick die nächsten Zentimeter ab.
Helga Brunner: 'In der Oberpfalz fehlt guter Boden für die Spargelzucht'. (Bild: Federl) |
Das größte bayerische Anbaugebiet ist zwar immer noch die Region um Schrobenhausen mit Pfaffenhofen, Ingolstadt und Neunburg an der Donau. Dann kommt schon das unterfränkische Maingebiet um Volkach, Kitzingen und Münsterschwarzach sowie die Gegenden um Abendsberg in Niederbayern und Mittelfranken mit den Regionen Nürnberg, Fürth und Erlangen. Jahrelang musste sich bei diesem Vergleich die Oberpfalz verstecken. Jetzt kann sie einigermaßen mithalten.
Der 'weiße König' streckt bereits den Kopf durch die Erddecke. (Bild: Götz) |
Wie Helga Brunner erklärt, hat weißer Spargel mit dunkel-violetten Köpfen nur kurze Zeit die Sonne gesehen. Sei das ganze Gemüse grünlich-violett, ist es über Tage gewachsen. Mit dem Licht tanke der Spargel auch Aroma. Grünvioletter Stangenspargel schmecke, so die Fachleute, deshalb kräftiger als rein weißer. Weitere Spargelhöfe in der Oberpfalz, so Helga und Reinhard Brunner, gäbe es in Schwandorf-Dachelhofen bei der Familie Scharl, in Holzhammer beim Grafen von Strachwitz und in Oberhof.
Gute Beute. (Bild: Götz) |
Je frischer der Spargel auf den Tisch kommt, desto
besser schmeckt er. Mit ein paar einfachen Tipps kann die Frische
leicht getestet werden. "Wenn man den Daumennagel an der Schnittstelle
andrückt, muss der Spargel dort schön saftig sein."
Die Frische lässt sich laut Helga Brunner aber auch bestimmen,
wenn man mehrere Spargelstangen aneinander reibt.
"Wenn die Sprossen gerade erst geerntet wurden, müssen sie ein
bisserl quietschen!" Verfärbungen aber spielen bei der Frische
keine Rolle. Hierbei handelt es sich um den sogenannten Spargelrost,
ein natürlicher Pilzbefall. Dieser ist nur ein Hinweis, dass
das Gemüse nicht unerlaubt gewässert wurde.
Es ist kurz nach acht Uhr. Auf den Feldern bei Weiden machen die
Spargelstecher Pause von der mühseligen Arbeit, erholen sich
einige Stunden, bis es am Nachmittag wieder los geht: Tief
bücken, mit Zeige- und Mittelfinger die Erde
durchwühlen, mit der einen Hand eine Höhle ausgraben
und rasch stechen. Bis zum 24. Juni - Stange für Stange
für ein echter oberpfälzischer Genuss.