Ein Knochenjob. In der Abendsonne misst das Barometer noch über 25
Grad. Die Spargelstecher beugen sich über die gleichmäßigen Reihen aus
schwarzer Erde. Wo immer ein weißes Köpfchen aus dem Boden spitzt,
wiederholt sich die gleiche Prozedur: mit der Hand den Spross
freigraben, mit dem Stechmesser abschneiden, mit der Kelle die Erde
glätten. Die Körbe füllen sich langsam.
Sechs Stunden "buckeln"
Fünf bis sechs Stunden stehen die Brunners und ihre Helfer in der
Hochsaison auf dem Spargelfeld. "Nach 14 Tagen kann man sich nicht mehr
rühren", weiß Reinhard Brunner, "dann gewöhnt sich der Körper - und es
geht wieder." An seiner Seite kniet Junior Michael (7), der jüngste
Spargelstecher Weidens. Garantiert! In der Max-Reger-Stadt sind die
Brunners die einzigen Landwirte, die Spargel anbauen. Die Pflanzen
kauft die Familie in Abensberg. Und auch der Geschmack der weißen
Sprosse ähnelt dem des Gemüses aus Niederbayern. Anders als der
Fränkische etwa, der durch den reinen Sandboden dort etwas fader
schmecken soll.
16 Mark kostet das Kilo in Neubau: erste Wahl und erste Stärkeklasse.
Die Kunden danken es mit Treue: Vormittags gegen 9 Uhr und abends gegen
19 Uhr holen Käufer die frischen Stangen direkt am Hof ab. Zum
Vergleich: Schrobenhausener Spargel kostet momentan 38 Mark. Brunners
bleiben bei 16 Mark - die ganze Saison. "Der Preis muss gerechtfertigt
sein", betont Helga Brunner. Günstiger ist nicht drin: Jede Stange wird
einzeln aus der Erde geholt. "Man nimmt den Spargel drei Mal in die
Hand: beim Stechen, Waschen und Verkaufen."
Zwei Stunden, bis nach 19 Uhr, arbeitet sich die Truppe durch die
Reihen. Mit großem Eifer buddeln sich Michael und sein kleiner Bruder
Johannes (5) an die weißen Sprossen heran. Tochter Christina (10) wird
später beim Verkauf mithelfen. Bei Vater Reinhard und den
Saisonarbeitern geht das Stechen natürlich ruckzuck. Die Slowaken leben
in den sieben Wochen der Ernte im Bauernhaus der Brunners. Einheimische
Arbeitskräfte hat das Arbeitsamt nie vermitteln können. "Da bückt sich
doch kein Deutscher", sagt Reinhard Brunner.
Im Pickup geht die Fahrt zurück zum Hof. Die "Pause" dauert eine Nacht.
Länger erlaubt es das schnelle Wachstum des Spargels nicht: Am Tag
schießt die Sprosse bis zu fünf Zentimeter in die Höhe. Um 6 Uhr früh
werden die Spargelstecher wieder an den Erdwällen stehen. Genau dann,
wenn die Frühlingssonne die ersten warmen Strahlen schickt. :
"Veronika, der Lenz ist da, die ganze Welt ist wie verhext - Veronika,
der Spargel wächst..."